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29. Juni 2016

Kaffee, Kuchen und Hausnotruf

Es ist wieder eine gemütliche Tafel, die Renate Rink im evangelischen Gemeindesaal in Frei-Laubersheim mit ihren Helferinnen am vergangenen Mittwoch (29.06.2016) gedeckt hat. Die vierzehn Frauen, die den Weg hierhin gefunden haben, erwartet eine reichhaltige Kuchenauswahl und ausreichend Kaffee. Schnell stellt sich eine typische „Kaffeekränzchenatmosphäre“ ein und alle sind in Gespräche mit ihren Sitznachbarinnen verwickelt. Höchste Zeit für Renate Rink die Gruppe zur Ordnung zu rufen. Denn neben dem gemütlichen Beisammensein steht heute auch ein wichtiges Thema auf dem Programm: Yasin Yildiz, Leiter Hausnotruf des ASB, soll diesen Dienst näher vorstellen.

Yasin Yildiz erklärt den Anwesenden die Funktion des Hausnotrufs

. „Der Hausnotruf ist eine einfache und bewährte Technik, die leider in Deutschland zu wenig Verbreitung findet", erläutert er das Dilemma. Denn tatsächlich ist die hinter dem kleinen Knopf steckende Idee ganz simpel und vor allem bereits seit über 40 Jahren erprobt: Der Nutzer des Hausnotrufs erhält einen kleinen Sender, genannt Funkfinger. Diesen kann er wie eine Uhr am Handgelenk tragen oder wie eine Kette um den Hals hängen. Dank integrierter Batterie ist dieses Gerät immer einsatzbereit. „Die Batterie hält mehrere Jahre – ist ein Wechsel erforderlich werden wir automatisch informiert; der Kunde muss nichts tun", erklärt Yildiz die Vorzüge, die das System beispielsweise gegenüber Telefonen mit Mobilteil hat. An der Telefondose wird wiederrum das eigentliche Hausnotrufgerät angeschlossen. Es empfängt im Falle eines Falles den Notruf, den der Nutzer durch Knopfdruck am Funkfinger signalisiert hat, und gibt diesen an eine 24h besetzte Zentrale weiter. „Die Zentrale weiß nach einem Alarm welcher Kunde gerade Hilfe benötigt, auch wenn eine Sprachverständigung aus gesundheitlichen Gründen oder wegen geschlossener Türen nicht möglich ist", so Yildiz weiter. Aber auch in Fällen in denen nicht eine akute Erkrankung Ursache des Notrufs ist, hilft das Gerät weiter: „Nachdem unsere Zentrale den Ruf bekommen hat, versucht sie vom Nutzer zu erfahren was passiert ist und leitet dann entsprechende Maßnahmen ein", zählt Yildiz das Vorgehen im Falle eines Alarmes auf. Maßnahmen können die Information von Angehörigen oder Nachbarn, die Veranlassung eines Hilfeleistungseinsatzes oder eben auch die Verständigung des Notarztes sein. „Das kommt immer auf die Meldung an. Gibt es keine Verständigung gehen wir aber auf Nummer sicher und schicken immer jemanden vorbei", erklärt er wie das weitere Vorgehen gewählt wird. Beruhigen kann er gleichzeitig aber auch: Denn die überwiegende Zahl der Einsätze sind tatsächlich Hilfeleistungen, bei denen der Betroffene zum Beispiel nach einem Sturz nicht mehr alleine aufstehen kann, aber keine weiteren Verletzungen hat. Dass der Hausnotruf auch in diesen Fällen sinnvoll ist, fasst er in einer einfachen Frage zusammen: „Wollten Sie die ganze Nacht auf dem Boden sitzend warten bis ein Angehöriger dann hoffentlich am Tag darauf sie vorfindet und Ihnen helfen kann?" Das erscheint den Zuhörerinnen eine nachvollziehbar unangenehme Option zu sein. Und doch passierte Ähnliches vielen Kunden, die heute den Hausnotruf nutzen und zu schätzen wissen. „Vorsicht ist besser als Nachsicht", versucht Yildiz die Gruppe zu überzeugen. Der Hausnotrufdienst ist bewährt, sicher und kostet nicht viel. Für den Nutzer ist außer dem Tragen es Senders, solange er zu Hause ist, nichts weiter zu tun – die sogenannte Tagestaste – man drückt sie morgens und abends als Signal „alles in Ordnung" – ist optional. Trotzdem wird Yildiz am Ende seines Vortrages zwar mit vielen Fragen der interessierten Damen konfrontiert; alle Zuhörerinnen in zukünftige Nutzer des Systems zu wandeln hat er aber nicht geschafft. Das aber ist für Yildiz eine bekannte Reaktion. Der Adressatenkreis ist sich oftmals nicht bewusst, dass er genau das ist – nämlich die Zielgruppe für ein solches Gerät. Das wird häufig mit Gebrechlichkeit oder Pflegebedürftigkeit in Verbindung gebracht. Das finden die vielen rüstigen und aktiven Senioren für sich selbst dann eher unpassend. Ein Trugschluss für Yasin Yildiz. Der Hausnotruf sollte vorsorglich eingerichtet werden. Er ist dann Komfort- und Sicherheitsgewinn und kann im besten Fall helfen in Notfällen die Krankheitsfolgen durch rechtzeitige Hilfe abzumildern. Für den engagierten Samariter ist es daher keine Frage von Fitness und Aktivität, sondern vielmehr die simple Risikoabwägung für alle jene, die alleine leben oder regelmäßig längere Zeiten des Tages alleine zu Hause bleiben. Die bekannte Reaktion demotiviert Yasin Yildiz glücklicherweise nicht. Er gönnt sich am Ende des Vortrages auch ein Stück Kuchen und tauscht sich mit den Anwesenden weiter aus. Und eine Dame aus seiner heutigen Zuhörerschaft ist auch tatsächlich schon ein Stück weiter: Sie zeigt Yildiz den Funkfinger ihres Hausnotrufgerätes.