Wählen Sie bitte eine Kategorie aus
06. April 2017

"Gesundheit darf keine Ware sein."

Ein Interview mit Diana Schmidt-Hofferberth, Pflegedienstleiterin beim ASB Bad Kreuznach, über das neue Pflegestärkungsgesetz.

Diana Schmidt-Hofferberth

ASB: Frau Schmidt-Hofferberth, die wichtigste Änderung im Pflegestärkungsgesetz ist der neue Pflegebedürftigkeitsbegriff. Was hat sich damit konkret geändert?

Schmidt-Hofferberth: Die neue Definition von Pflegebedürftigkeit berücksichtigt die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz und Menschen mit geistigen oder psychischen Einschränkungen ebenso wie die Bedürfnisse von Menschen mit körperlichen Einschränkungen. Ab 2017 wird die vorhandene Selbständigkeit eines Auftragsstellers ausschlaggebend dafür sein, ob er Leistungen erhält oder nicht. Bislang zählte in erster Linie der körperliche Unterstützungsbedarf.

ASB: Sie leiten einen ambulanten Pflegedienst. Können Menschen mit dementiellen Erkrankungen überhaupt im häuslichen Umfeld betreut werden?

S.-H.: Das ist von Mensch zu Mensch, von Demenz zu Demenz verschieden. Vorrang hat immer die Versorgung zu Hause. Aber es gibt auch Verlaufsformen bei einer Demenz, wo die Unterbringung stationär nicht zu vermeiden, ja sogar angebracht ist, da der demente Mensch sich selbst oder andere gefährdet. Wichtig bei der Betreuung Zuhause ist ein gutes Netzwerk – bestehend aus Angehörigen, Sozialstation, Tagespflegeangeboten und anderen Betreuungsangeboten. Wichtig ist eine gute, stabile Struktur bei der Versorgung von dementen Menschen. Nicht vergessen sollte man die Entlastung von pflegenden Angehörigen, die auch ab und zu eine Auszeit brauchen.

ASB: Das Pflegestärkungsgesetz II brachte die neuen Pflegegrade. Aus drei mach fünf – was haben die Pflegebedürftigen davon?

S.-H.: In erster Linie mehr Geld – bessere Leistungen. Je höher ein Pflegegrad ist, desto unselbstständiger wird der Betroffene von Gutachten eingeschätzt, umso mehr Leistungen erhält er von seiner Pflegekasse. Dabei gilt: Heutige Leistungsempfänger werden nicht schlechter gestellt.

ASB: Mehr anerkannte Pflegebedürftige mit besseren Leistungen. Da sollte die Nachfrage steigen. Welche Erfahrungen machen Sie?

S.-H.: Seit Anfang des Jahres steigt die Nachfrage spürbar. Fast täglich kommen An- bzw. Nachfragen, besonders im Bereich Betreuungs- und Entlastungsleistungen. Pflegebedürftige haben mehr Geld für die Pflege zur Verfügung und wollen dieses auch ausgeben dafür. Wir können mehr Angebote machen, pflegende Angehörige zu entlasten. All das schafft gleichzeitig neue Arbeitsplätze, da bei steigender Nachfrage auch neues Personal eingestellt wird. Dies ist seit Januar bei uns bereits geschehen.

ASB: Wenn Sie ganz persönlich die Pflege stärken wollten – wo sähen Sie den Ansatzpunkt?

S.-H.: Ich selbst bin gewähltes Mitglied in der ersten Pflegekammer und setze mich aktiv für die Verbesserungen der Bedingungen für Pflegende und zu Pflegende ein. Der Beruf der Pflege muss attraktiver und auch in Bevölkerung und Politik anerkannter werden. Nur so gelingt es uns, dem immer größer werdenden Pflegenotstand vorzubeugen. Gesundheit darf keine Ware sein. Ganz wichtig für mich ist auch die Förderung und Verbesserung der Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege. Damit junge Menschen wieder Lust und Spaß an diesem so wunderschönen und sehr wertvollen Beruf haben.

Martina_Schlosser.jpg

Martina Schlosser

Pflegedienstleitung

Telefon : 0671 / 888 11 26
Fax : 0671 / 888 11 23

Jt*zcvG=DM[RV!o+/}B]S]#[4}x^Lc3.4/Ni4sR4ufKB5

Bad Kreuznach

Mannheimer Straße 243
55543 Bad Kreuznach