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16. November 2017

Frank geht seinen Weg

Die Geschichte eines Mannes, der sich - auch mit Hilfe des ASB - von ganz unten wieder nach oben zog.

Frank Heltemes parkt das Fahrzeug mit der Kennung 2/19-3 sauber rückwärts in die Fahrzeughalle. Kein Wunder - seit der ASB das Fahrzeug 2015 für den Katastrophenschutz beschaffte, hat Frank darauf von allen Fahrern die meisten Kilometer absolviert. "Mit einigem Abstand", ergänzt er und grinst etwas schelmisch. Dass dies so kommen würde, hatte er 2015 wohl kaum ahnen können. Vielmehr sah er sich da ganz weit unten. Frank hatte seinen Job verloren und wohnte in einem Obdachlosenasyl. Sein Weg zum ASB war dann auch eher unfreiwillig: "Dumme Sache", kommentiert er das und möchte dazu nichts weiter ausführen. Frank ist ein korrekter Typ. Ungerechtigkeit bringt ihn auf die Palme. Manchmal jedoch passt sein Gerechtigkeitsempfinden nicht zu dem der Gesellschaft. So landete er schlussendlich beim ASB. Den Weg des unfreiwilligen Dienstes aber hat Frank dann gut genutzt und sich freiwillig etwas Neues aufgebaut.

Im November 2015 beginnt Franks neuer Lebensabschnitt. Für den ASB in Bad Kreuznach waren das gerade turbulente Zeiten. Man half dem Land Rheinland-Pfalz bei der Flüchtlingsunterbringung. Als Frank seinen Dienst antrat, gab es neben der Hauptunterkunft in Ingelheim noch drei weitere Unterkünfte, die durch den ASB betreut wurden: Die Landespolizeischule auf dem Hahn, das ehemalige Krankenhaus Meisenheim und die Containersiedlung auf dem Layenhof. Logistisch war das für den eher kleinen Verband eine echte Herausforderung. Eine Herausforderung, der sich schlussendlich auch Frank stellen musste. Denn an seinem ersten Tag bekam er etwas Geld, den Auftrag Fußmatten und Besen zu kaufen und diese zum Layenhof zu fahren. Zudem bekam er den fahrbaren Untersatz, mit dem er noch so viel unterwegs sein sollte.

Der Kleinbus 2/19-3 hatte zu diesem Zeitpunkt noch keine Kennung, kein Blaulicht und keine Beschriftung. Da er der einzige seiner Art war, wurde er schlicht MTW genannt: Mannschaftstransportwagen. Das war die Aufgabe, für den der ASB ihn beschafft hatte. Man wollte damit den Willen unterstreichen, zukünftig im Katastrophenschutz des Landkreises eine tragende Rolle zu spielen. Nun stand dem Auto aber erst einmal eine Rolle als Materialtransportwagen bevor. Knapp ein Jahr lang fuhr Frank damit jeden Tag Materialien von A nach B. Genauer gesagt half er die Unterkünfte aufzubauen und auszustatten. Direkt im November wurde die Unterkunft auf dem Hahn jedoch wieder geschlossen. Also wurde das ganze Material dort demontiert und auf die anderen Unterkünfte verteilt. Neben den Materialverlegungen gab es zudem auch immer wieder Personentransporte zu erledigen: Flüchtlinge wurden zu Ärzten, zum Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) oder in andere Einrichtungen gebracht.

"Ohne Frank Heltemes wären wir da ziemlich aufgeschmissen gewesen", konstatiert Michael Rebenich, der die Einrichtungen Layenhof und Meisenheim zu verantworten hatte. Darum war auch klar, dass man Frank am Ende der Sozialstunden nicht ziehen lassen würde. Denn zu viel Arbeit wartete noch auf Franks helfende Hand. Und der zögerte nicht: "Man bot mir an, im Bundesfreiwilligendienst weiter tätig zu sein. Das Angebot habe ich sofort angenommen", berichtet er. Die Arbeit in den Flüchtlingsunterkünften erstreckte sich bis in den Sommer 2016, als schlussendlich alle Einrichtungen schließen mussten.

Parallel begann auch für Frank Heltemes eine neue, schwierige Phase. Er musste die Obdachloseneinrichtung verlassen. Denn trotz aller positiven Entwicklungen kommt Frank mit seinen Ecken und Kanten nicht immer gut an. Schon gar nicht, wenn er sich vermeintlich im Recht wähnt. Der ASB half Frank soweit er konnte. Mal stellten Kollegen einen Schlafplatz oder man gewährte ihm großzügig Freizeit, um seine Angelegenheiten regeln zu können. "Wir konnten nur die Rahmenbedingungen schaffen - die Sache regeln musste Frank selbst", erläutert Jan Kammerer, stellvertretender Geschäftsführer des ASB, und ergänzt: "Ich sage 'mal so: Man braucht bei Frank schon manchmal viel Geduld!"

Doch alle Geduld zahlte sich aus. Frank fand eine Wohnung, zog mit seiner Freundin zusammen und war sechs Wochen nach Beginn der Krise wieder voll im Dienst. Nachdem die Flüchtlingsunterkünfte nicht mehr seine Aufmerksamkeit erforderten, wendete er sich einem neuen Thema zu. Zwischenzeitlich waren die Bemühungen des ASB um Mitwirkung im Katastrophenschutz des Landkreises von Erfolg gekrönt und Frank begann sich in der Materialverwaltung und -pflege einzubringen. Hier war jetzt auch wieder viel Bewegung zu spüren. Neues Material und Fahrzeuge kamen zum ASB und mussten untergebracht werden: "Platz bleibt im ASB ein Dauerthema, daran fehlt es immer", erklärt Frank, warum es bei dem Einparken dann doch so einigen Geschicks Bedarf. Umso mehr war daher Franks ordnende Hand gefragt.

Inzwischen ist auch die Zeit des Freiwilligendienstes vorbei. Für Frank kein Grund, dem ASB den Rücken zu kehren. Als ehrenamtlicher Materialwart bringt er sich weiter im Katastrophenschutz ein. Daneben ist er noch als Aushilfskraft mit verschiedenen Transporten und der Fahrzeugpflege betraut. Frank baut jetzt auf die weitere Expansion des ASB. Eine hauptamtliche Beschäftigung im ASB wäre sein Wunschtraum. Und wenn man diese Geschichte anschaut, so scheinen die Chancen dafür durchaus gegeben zu sein. Ein paar Schritte dazu hat er bereits gemacht: Gemeinsam mit dem Tagesaufenthalt Reling bringt er für den ASB ein Projekt zur Hilfe für Obdachlose auf den Weg. Eine kleine Hilfe, von der er aber weiß, dass sie wichtig ist. Und keiner wird bezweifeln, dass er das beurteilen kann.