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08. März 2017

Die richtige Entscheidung

Clara Sturm und Max Euschen absolvieren beim ASB Bad Kreuznach eine Ausbildung zum Notfallsanitäter. Wir haben mit ihnen über ihre Motive und Erfahrungen gesprochen.

Max Euschen und Clara Sturm

Seit Beginn des Jahres 2014 gibt es in Deutschland den Ausbildungsberuf des Notfallsanitäters. Er löst damit den Rettungsassistenten als bisher höchste, nichtärztliche Qualifikation im Rettungsdienst ab.  Der wesentliche Unterschied zwischen den beiden Berufen: Waren vormals nur (Not-)Ärzte berechtigt, in lebensbedrohlichen Situationen eigenverantwortlich Maßnahmen zur Heilbehandlung zu ergreifen, so wurden diese Rechte nun teilweise auch auf die Notfallsanitäter ausgeweitet.  Mit dieser Entwicklung soll nicht nur die schnelle und effektive Versorgung des Patienten in Notfällen verbessert, sondern eine auch vormals bestehende, gesetzliche Grauzonen geschlossen werden, mit denen sich die Rettungsassistenten immer wieder konfrontiert sahen.

Clara Sturm und Max Euschen sind nun die ersten beiden Auszubildenden für den Beruf des Notfallsanitäters beim ASB Kreisverband Bad Kreuznach. Beide begannen ihre Ausbildung im August 2016 und können daher bereits auf mehrere Monate Erfahrung sowohl am Aus- und Weiterbildungszentrum des ASB in Mainz wie auch im Einsatzdienst zurückblicken. Wir haben mit ihnen gesprochen und sie gebeten, uns ihre Eindrücke zu schildern:

ASB: Natürlich drängt sich eine Frage unvermeidlich in den Vordergrund: Warum habt ihr euch für die Ausbildung zum Notfallsanitäter entschieden?

Max Euschen: Ursprünglich wollte ich zur Polizei gehen und hatte auch schon an verschiedenen Einstellungstests teilgenommen. Da das Bewerbungsverfahren seine Zeit braucht, verpflichtete ich mich aber zunächst beim ASB für einen Bundesfreiwilligendienst und wurde im Fahrdienst eingesetzt. Die Rettungswache des ASB ist relativ klein, daher kommt man schnell mit anderen Abteilungen in Kontakt. Zum Beispiel mit dem Rettungsdienst. Man unterhält sich, tauscht sich aus und gewinnt so einen ersten Eindruck von diesem Beruf. Das hat mich dann einfach mitgerissen. Dass die Rettungswache überschaubar ist, hat bei meiner Entscheidung für diese Ausbildung übrigens eine wichtige Rolle gespielt. Das Arbeitsklima ist sehr angenehm, man kennt sich untereinander auch persönlich.

Clara Sturm: Ja, da kann ich Max nur zustimmen. Ich habe mit einem Freiwilligen Sozialen Jahr beim ASB angefangen, ganz ähnlich dem Bundesfreiwilligendienst. Irgendwie landen die meisten auf diesem Weg hier. (*lacht*) So kam ich jedenfalls in Kontakt mit dem Rettungsdienst und konnte einige Male als Praktikantin auf dem Rettungswagen mitfahren. Das hat mir eine Menge Spaß gemacht, da ich gerne mit Menschen zusammenarbeite. Mit den Kollegen und den Patienten. Bevor ich beim ASB angefangen habe, wollte ich Gerichtsvollzieherin werden. Aber es kommt eben nicht immer so, wie man denkt.

ASB: Wie sehen eure ersten Eindrücke von der Ausbildung im Rettungsdienst aus?

Clara Sturm: Es macht immer noch Spaß. (*grinst*) Im Ernst, der Ersteindruck ist gut. Man fängt in der Ausbildung wirklich bei Null an. Dass ich als Ausbilderin für Erste Hilfe ein wenig Vorerfahrung hatte, war aber natürlich ein Bonus. Man lernt schnell, dass im Rettungsdienst kaum ein Tag wie der andere ist. Ständig Abwechslung, das bringt viel Abwechslung rein. Die Schule in Mainz macht ihre Sache auch gut. Zu den Dozenten pflegen wir einen sehr lockeren Umgang, was ich persönlich sehr angenehm finde.

Max Euschen: In der Klasse sind wir nur zehn Leute. Durch die vielen praktischen Übungen und Fallbeispiele, wo man einander als Versuchsopfer dient, lernt man sich auch schnell kennen. (*lacht*) Clara hat Recht, man braucht kein Vorwissen mitbringen, nur Motivation. Und da die Ausbildung sich über drei Jahre erstreckt, ist die Stoffmenge auch überschaubar. Nachdem wir dann an der Schule in die Ausbildung gestartet sind, war ich ziemlich überrascht, wie gut das alles organisiert ist. Bücher, Aus- und Übungsmaterial: Alles wird gestellt und war sofort verfügbar.

ASB: Ihr wart nun schon einige Male zum Dienst auf der Rettungswache eingeteilt. Gibt es ein Erlebnis, dass euch dabei besonders im Gedächtnis haften geblieben ist?

Clara Sturm: Eine Reanimation. Eine Frau musste wiederbelebt werden, während wie sie mit dem RTW (Anmerk.: Rettungswagen) ins Krankenhaus gebracht haben. Sie hat überlebt und das ist ein echt gutes Gefühl.

Max Euschen: Ich war bisher die meiste Zeit mit dem KTW (Anmerk.: Krankentransportwagen) unterwegs. Da gibt es solche Fälle recht selten und ich kann kein konkretes Ereignis benennen. Aber für mich ist das unmittelbare Feedback sehr prägend, dass man von den Patienten erhält. Diese aufrichtige Dankbarkeit, wenn man sich um sie kümmert und mit ihnen redet. Dazu kommt noch das positive Feedback von den Kollegen. Das gibt einem das gute Gefühl, sich richtig entschieden zu haben.

Clara Sturm: Es ist wirklich erstaunlich, wie froh insbesondere ältere Menschen sind, sich mit jemandem unterhalten zu können. Wenn man zum Beispiel eine Verlegung von Bad Kreuznach nach Mainz durchführt, hat man ja auch viel Zeit zum Reden.

Max Euschen: Was ich noch erwähnen kann: Während der Ausbildung verbringen wir einige Wochen im Krankenhaus, assistieren und schauen den Ärzten über die Schulter. Dabei konnte ich das zuvor theoretisch Erlernte direkt praktisch anwenden. Man merkt also, warum man das lernt und wo man es später brauchen wird.

ASB: Würdet ihr euch demnach wieder für diese Ausbildung entscheiden?

Clara Sturm: Ja, sofort! Es ist ein spannender und abwechslungsreicher Beruf. Man sollte sich nur vorher gut informieren und am besten einige Praktika machen.

Max Euschen: Das sehe ich wie Clara und bin mir sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Hinzufügen würde ich noch, dass man sich frühzeitig um eine Ausbildungsstelle kümmern sollte. Die Plätze sind ziemlich begehrt.

ASB: Vielen Dank euch beiden für das Interview und weiterhin viel Spaß bei der Ausbildung zum Notfallsanitäter.